PILCH Hartmut 2017-07-01/26.2

Nachrichteneingänge und öffentliche Gedanken

Heute am Samstag der als Kalenderwoche 27 bekannten 26. Woche des Jahres, dem 01. Juli 2017, treffen hier vielleicht Nachrichten und Anregungen ein, für die diese öffentliche Tagebuchseite zum Thema PILCH Hartmut als erste Anlaufstelle zur Weiterverarbeitung dienen kann.

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Figure 0.1: Münchner Grüne illustrieren am Tag der Einführung der Allerlei-Ehe den Normativen Individualismus

Liebesaus zwischen Schlepperin und Pakistani

Blick.ch titelte zunächst:

Barbara Schwager, die Schlepperin aus Leidenschaft, ist bitter-enttäuscht von ihrem Pakistani: Nadeem schlug mich ins Gesicht!

Das war dann aber auch wohl für Schweizer Verhältnisse zu reißerisch.

Abiturfeier 2017

Jetzt hat auch mein 16jähriger Sohn Harald die Oberschule hinter sich. Er übersprang als Mathegenie eine Klasse und kam ins G8. Das gibt es nicht mehr, wenn Constanze in 2 Jahren ins Gymnasium kommt. Es wurde gewogen und für leicht befunden. Aber mit 16 Jahren im Studium Generale schnuppern zu können, ist auch nicht schlecht.

Die Reden auf der Abiturfeier machten einen guten Eindruck. Die 1,0-Abiturientin Adriana K. hielt für den Jahrgang eine in jeder Hinsicht kluge und runde Rede und das mit nur 1 Tag Vorbereitungszeit. So gut gelang mir das seinerzeit nicht. Von einem intellektuellen Abstieg der neuen Generation konnte ich auf der Feier nichts feststellen. Bedenklich war eher die Rede des Rektors, der meiner Generation angehört. Er prantelte gegen Rechtspopulisten, die angeblich einfache Welterklärungen suchen, und präsentierte das neueste Buch von Timothy Snyder der Jugend als Handreichung für die Verteidigung der Demokratie gegen die neuen braunen Horden. Er zitierte dabei ebenfalls voller Begeisterung ähnlich aggressive schwarzweißmalerische Handreichungen des Bundespropagandaministeriums, das gerade mit Etats von Hunderten Millionen Euro gegen “Ideologien der Ungleichheit” kämpft. Dazu gehört ein Bemühen der Schule um “Schule ohne Rassismus”, “Schule mit Zivilcourage”. Den dicken Balken im eigenen Auge sah er natürlich nicht. Letztlich handelt es sich hier um Projektionen eines normativen Individualisten, der jegliches Kollektivinteresse verneint und Andersdenkende bekämpft, wozu er dann die Schwarzweißmalerei braucht, für die Snyder wohl die bis dato inspirierendste Kampfschrift liefert. Synder hat unserem Rektor so sehr den Kopf verdreht, dass seine Rede genau so wie Snyders Diskurs mit substanzarmer antirussischer Propaganda gespickt war, was in einer Abiturrede besonders deplaziert wirkte. Er brauchte aber den Russen ebenso wie den Nazi für sein manichäisches Weltbild.

Eine Kostprobe von Snyder, der als Sprachrohr der ukrainischen Nationsgründer um 2014 seine Rolle fand, empfiehlt auch Dirk Maxeiner. Ich kann darin kaum ein gutes Argument finden. Auch das neueste Buch “gegen die Tyrannei” ist wohl zu eilig und opportunistisch auf den Kampf gegen Donald Trump zugeschnitten, wenngleich Snyder als Historiker durchaus auch interessantes zu sagen haben dürfte, was die Begeisterung des Rektors erklären könnte.

Auch Pastorin Geier, die für den Eleternbeirat sprach, wich nicht weit von dem politisierenden Skript ab. Sie betonte die Wichtigkeit der Kombination von Herz und Verstand, die 43 cm auseinander liegen, für das Leben, und empfahl überstrapazierte Ideologeme wie “All men are created equal” und “Die Würde des Menschen ist unantastabar” als Richtschnur. Zur Illustration warf sie 6 Millionen Juden und 5000 Mittelmeertote in den Raum. Auch der Rektor meinte, Flüchtlingshilfe sei als “Bekenntnis zu den Menschenrechten” eine wichtige Geste der Verteidigung der Demokratie.

An dem als “konservativ” geltenden humanistischen Gymnasium hatte mein Sohn gelegentlich wegen abweichender Meinungen unangemessen schlechte Noten bekommen. Meiner Tochter war im Rahmen des Kunstunterrichts Flüchtlingshilfe und Kampf gegen Abschiebungen nahegelegt worden. Das “Konservative” zeigte sich vielleicht darin, dass der Rektor mit Snyder den ukrainischen Staat und den Westen unterstützt und dass er auch vor sozialdemagogischen Verführungen (unhaltbaren Versprechen) warnte.

Auf den Schultern der Humanisten ruhe die Demokratie, lehrte der Rektor. Das wäre richtig, wenn mit “Humanisten” die Erben der Renaissance und der von ihr rezipierten Antike gemeint wären. Doch diesbezüglich springt der Abstieg zwischen den Generationen ins Auge, und er hat auch hier nicht Halt gemacht. Immerhin scheint der Rektor noch Bücher zu lesen. Aber es sind die vom SZ-Feuilleton empfohlenen, und die SZ wird immer humanitärer und infolgedessen autoritärer.

Normativer Individualismus ist Barbarei des Letzten Menschen

Im Endstadium der Zivilisation tolerieren die Menschen keine kollektiven Rechtsgüter mehr und streben nur noch nach Gewährleistung gleicher individueller Würde. Wo etwa die Natur der Menschen ungleich ist, muss die Gleichheit der Würde künstlich hergestellt werden. Die gewährleistende Kraft kommt wie der grüne Strom aus der Steckdose des imaginierten Übervaters Weltstaat. Genauer gesagt ist es die Urmutter, die alles nährt und an die Stelle der fordernden Zivilistation die liebende Mama setzt, an deren Brust alle quängelnden Babies sich laben. Das Hauptanliegen ist es, die von der Zivilisation oder dem freien Spiel der Kräfte erzeugten Erwartungen und Normen als “Diskriminierung” zu bekämpfen. Durch Wegnahme des Assimilationsdrucks, der die Kultur und kulturelle Vielfalt erst erzeugte, soll eine strukturlose “Vielfalt” der “emanzipierten” Individuen entstehen. Die Wunderkraft des Staates soll ein degeneratives Zombie-Paradies so lange schützen, wie es geht.

Nachdem die Zivilisation den Menschen vom Druck des Naturzustands befreite, will der normative Indivdualist ihn auch noch vom Druck der Zivilisation befreien. Das perfekte Sinnbild dafür ist die “Ehe für Alle”. In Madrid sollen dafür 3 Millionen auf die Straße gehen. Spaß für Alle ist das treibende Prinzip der atomisierten Gesellschaft. Der Normative Individualismus, den seit diesem Jahr auch Karlsruhe in das Grundgesetz hineinliest, ist sein perfekter ideologisch-rechtlicher Ausdruck. Auch die “Letzte Utopie” namens “Menschenrechte”, wie Samuel Moyn sie nennt, bildet dies perfekt ab. Es ist eine kraftlose Utopie einer Nichtgesellschaft, der, anders als kürzlich noch dem Nationalstaat, auch die Fähigkeit zur Umverteilung abhanden kommt.

Martin Schulz begründet mit der Atomisierung den Anspruch aller Erdenbürger, allerorten für “wertvoller als Gold” gehalten zu werden. Zur Ehe für Alle gehört das Asyl für Alle, das Wahlrecht für Alle und das Bedingungslose Grundeinkommen für Alle, und in das davon erzeugte kulturelle Nichts nistet sich dann beizeiten auch noch “Allah für Alle” ein. Allah dürfte letztlich siegen, da Menschen sich letztlich doch ihre Bestimmung in kollektiven Wertvorstellungen suchen und schon relativ wenige von ihnen die Dominanz erreichen können. Insbesondere als Sinnstiftung für Proletariate, wie sie weiterhin ungebremst in unseren Humanitärstaat einwandern, hat der Koran sich bewährt.

Das Prinzip hatten schon die alten Griechen und Römer durchschaut. Gustave Le Bon, Oswald Spengler und viele andere haben es von allen Seiten her beleuchtet. Man kann nur in bescheidenem Maße argumentativ dagegen vorgehen, indem man das Normative am Individualismus in der gleichen Weise untergräbt, wie die Humanitärfrömmler zuvor alle kollektiven Werte untergraben haben. Was der Kampf gegen die Windmühlen der untergehenden Zivilisation bringt, werden wir sehen.

Als Sauhaufen präsentierte sich gestern der Bundestag. Zu dem Konfettiregen kam ein unwürdiger Umgang mit Erika Steinbach hinzu. Auf ihre durch und durch wohlgeformte und auch versöhnliche Abschlussrede antwortete Präsident Lammert mit substanzloser Polemik, für die er tosenden Beifall erntete, wohingegen Steinbach ihre 27jährige Abgeordetenkarriere, mithin ein Stück Zeitgeschichte, ohne Applaus beendete. Lammert war Anfang dieses Jahres eine der Schlüsselfiguren bei der Etablierung des normativen Individualismus als zentraler Verfassungsnorm.

Der Text ist jetzt in ein Dossier über die bunte Allerlei-Ehe gewandert.

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Figure 3.1: Quängelnde Münder schreien nach gleicher Fütterung durch die Übermutter

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© 2017-07-01 Hartmut PILCH