Heute am Samstag der als Kalenderwoche 27 bekannten 26. Woche des Jahres, dem 27. Juni 2017, treffen hier vielleicht Nachrichten und Anregungen ein, für die diese öffentliche Tagebuchseite zum Thema PILCH Hartmut als erste Anlaufstelle zur Weiterverarbeitung dienen kann. |
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[ diese Woche ][ gestern ][ heute ][ morgen ]Klavierstimmen soll in China billig und deutsch werdenEs gibt in China nicht genug kompetente Klavierstimmer für die vielen Konzertflügel. So kommt es zu Honoraren von 20000 RMB pro Jahr für einen Vertrag mit einem Klavierstimmer. Das sind etwa 2500€, für die meistens eine Wartung (d.h. Stimmen) pro Jahr erwartet wird. In Deutschland liegen die Honorare bei 150-300€. 300€ gelten für Konzertflügel, die man abends stimmen muss. Also außerhalb der normalen Dienstzeiten unter besonderen Bedingungen. Der Reiseaufwand ist in Deutschland überschaubar, da man überall Klavierstimmer findet. In China fallen oft noch stundenlange Flüge an. All dies wird sich bald ändern. Die Fachschulen für Wartung von Musikinstrumenten stehen in ihren Startlöchern. Bildungspolitiker überlegen, wie sie dazu noch diverse Fördertöpfe abgreifen können. Es gibt besondere Programme für “technologische Künste” (科技藝術), die als besonders förderwürdig und zukunftsweisend gelten. Allein in der Region Kanton-Hongkong-Macau, die zur ersten Technologie-Bucht der Welt werden soll und wohl auf dem besten Weg dahin ist, stehen 1 Mrd RMB für Förderung von so etwas bereit. Dort wo Kunstfertigkeit und Technik zusammen kommt, ist Roboterisierung, Internet der Dinge, Industrie 4.0, Made in China 2025 und dergleichen nicht weit. Wenn man dann noch Zertifikate anerkannter ausländischer Staaten und Industrieverbände bekommen kann, fließen noch mehr Fördergelder. Auf diese Weise entstehen jetzt in China Repliken deutscher Bildungssysteme, wofür eine Art Lizenzgebühr bezahlt wird. Eine deutsch-chinesische Hochschule für Industriedesign weist den Weg. Abschlüsse von dort sind in besonders hohem Maße hierzulande und anderswo anerkannt. Voraussetzung ist, dass die Zertifikate nicht entwertet werden. Qualität muss gesichert werden, und dies scheint recht gut zu gelingen. Chinesen legen sogar in der Regel beim Aufbau von Prüfungssystemen mehr Ehrgeiz an den Tag als Deutsche. So wird es, anders als in Deutschland, auch Prüfungen für praktizierende Klavierstimmer geben, mit denen diese jederzeit ihr Niveau beweisen können. Hinzu wird eine Internet-Plattform kommen, über die man sich zertifiziertes freiberufliches Personal bestellen kann. Eine Art Uber für alle Branchen. Alle noch so kleinen Transaktionen laufen heute per Mobiltelefon. In diesem Bereich hat China bereits einen deutlichen Vorsprung vor dem Rest der Welt. In Deutschland gibt es dank Leistungen früherer Generationen viele alte Marken, die man jetzt über das aufsteigende China zu Geld machen kann. Auch dies ist ein Beispiel für die “Premium-Partnerschaft”, von der die chinesischen Spitzenpolitiker in Berlin zuletzt redeten, und die mit Pandabären zelebriert wird. Das Siegel “Made in Germany” lässt sich jetzt in “Made in China 2025” überführen. Letzteres beinhaltet den Schwerpunkt der Partnerschaft, nämlich das, was hierzulande “Industrie 4.0” genannt wird. Das deutsche Herzstück des europäischen Industriesystems weist noch eine gewisse Temperatur auf, wenngleich die Peripherien zu erkalten scheinen. |