Finis Spiegel? Sturmgeschütz geht nach hinten los

Verleumdetes Buch gewinnt international Zuspruch

Eine Bestsellerliste wird retuschiert, weil ein Buch von einem verfemten Verlag drauf ist. Zur Rechtfertigung nazifiziert man das Buch. Intellektuelle Leitwölfe heulen mit. Nachdem Blogger und Kunden Rolf-Peter Sieferle zum Helden gemacht haben, scheren NZZ, New York Times, RT und sogar Deutschlandfunk aus der Zensorenphalanx aus. Jahrzehntelang pflegte die Bunte Elite wie ein Facebook-Hassmob erst mal zu schmähen und dann vielleicht ein wenig zu lesen, ohne viel zu verstehen. Mit dem neuen Pluralismus kann sie sich nicht abfinden.

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Reputationsgau: Spiegel säubert Bestsellerliste

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Ein spätstalinistisches Sturmgeschütz hat Rolf-Peter Sieferles Buch Finis Germania von seiner Bestsellerliste getilgt, obwohl es sich bestens verkauft und auch sonst sehr gute Qualitäten aufweist. Zunächst versuchten die Medien, das Buch mit den schlimmsten verfügbaren Keulen schnell totzuschlagen. Mit dem Widerspruch des Netzes, dem schließlich auch internationale Printmedien folgten, hatte die Totschläger-Dressurelite wohl nicht gerechnet. Als Grund gibt die Redaktion schließlich unumwunden an, dass nicht das Buch sondern der Verlag Antaios das Problem ist:

Das Buch “Finis Germania” hat in der SPIEGEL-Bestsellerliste von Heft 29 Platz 6 erreicht. Ohne die Empfehlung unseres Kollegen hätte das Werk des im vergangenen Jahr verstorbenen Autors es unserer Einschätzung nach nicht in die Liste geschafft; das Buch ist in einem kleinen und durch rechtsextreme Publikationen geprägten Verlag erschienen. Insofern haben wir in diesem Fall eine besondere Verantwortung. Deswegen haben wir das Buch in Heft 30 von der Liste heruntergenommen.

Die Buchhandlungen kamen ebenfalls ihrer “Verantwortung” nach und retuschierten das Buch aus ihren Webseiten und Regalen heraus, um die Quarantäne-Mauer um den unberührbaren Verlag Antaios herum nicht zu gefährden. Die Leerstellen in der Liste wurden übertüncht, damit mit möglichst niemand nachfragt und doch noch einen Weg zum “Giftschrank Antaios” findet. Genau diese Überlegung stand auch am Anfang der Kampagne gegen Sieferle und Finis. Es war der “Rechtsextremismus-Experte” Andreas Speit von der TAZ, der Alarm schlug und warnte:

Doch dürfte es weniger der Autor gewesen sein, der zu Lebzeiten nur einem kleineren Publikum bekannt war, an dem sich Speit störte. Denn mit Inhalten hält sich der taz-Autor generell eher wenig auf. Es war der Verlag, auf den er die Empörung lenken wollte. Das Buch sei „im Antaios-Verlag des neurechten Publizisten Götz Kubitschek erschienen“, klagte Speit.

Die Ehrung, daß nun ein Buch aus eben diesem Verlag auf eine Empfehlungsliste des NDR gelangt sei, dürfte Antaois und Kubitschek die weitere „Etablierung in die Mitte“ ermöglichen. Es sei nun endlich an der Zeit, „über die Entgrenzung nach rechts im Feuilleton zu reden“.

Rolf-Peter Sieferle hat viele Zusammenhänge prägnant und griffig erklärt. Max Erdinger schwärmt über seine Erklärungen der selbstverstärkenden Dummheit und Zivilreligiosität der herrschenden Bunten.

Jürgen Fritz hat die Posse der Leitmedien um das Buch schön aufgearbeitet und fasst später zusammen:

Man lässt dieses Buch heimlich von Bestsellerlisten einfach verschwinden. Die Thalia-Buchhandlung weigert sich, es zu verkaufen. Bei Amazon war es vor wenigen Tagen auf Platz 6. Dann war da bei 6 plötzlich eine Lücke und nach Platz 5 folgte direkt Platz 7. Dann waren alle Bücher ab Platz 7 einen Platz nach vorne gerutscht. Und jetzt ist es bei Amazon wieder auf Platz 1.

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Internationale Presse für Sieferle

Die NZZ macht sich lustig: “Weil dem «Spiegel» ein Buch nicht passt, wird es klammheimlich von der eigenen Bestsellerliste gestrichen” und macht darauf aufmerksam, dass das Verhalten des Sturmgeschützes und seiner Zensorenelite dem geistigen Klima des Nachbarlandes ein “Armutszeugnis” darstellt und auf seine progressive Verrohung hindeutet:

Dass das Beliebte, wie gesagt, nicht immer das Gute, Wahre und Schöne verkörpert, ist eine Binsenweisheit. Feinsinnige Intellektuelle sind daran gewöhnt, auf den Verkaufscharts esoterischen Paolo-Coelho-Quark, stumpfsinnige Regionalkrimis, nichtssagende Promibücher und politisch missliebige Texte vorzufinden. Das alles wurde bisher recht klaglos hingenommen. So ertrug man es in Redaktionen, in denen der linksliberale Geist nicht aufgehört hat zu wehen, dass in der Vergangenheit auch Bücher von Thilo Sarrazin oder Udo Ulfkotte als Bestseller im «Spiegel» auftauchten.

In der New York Times bemängelt Christopher Caldwell, dass es an sachlicher Kritik an dem Buch gefehlt habe und dass die Kritik im wesentlichen darauf ziele, Debatten zu verhindern, was wiederum mit einem Vertrauensverlust der Leser in die medialen Torwächter einhergehe.

Im DLF kommt neben Verdammern des Buches wie Heribert Münkler auch Rüdiger Safranski zu Wort, der deren unterirdisches Niveau anprangert:

Scholl: Ist dieses Buch, Herr Safranski, nun tatsächlich ein Skandal oder wird es nur skandalisiert?

Safranski: Nein, es wird nur skandalisiert. Es wird aber allerdings auch auf eine Weise skandalisiert, die ich selber wiederum als Skandal empfinde. Man hat ja dem Buch vorgeworfen, über das man ja auch viel Kritisches sagen kann natürlich, wie über jedes Buch, man hat ihm vorgeworfen eigentlich, es sei rechtsradikal. Herr Münkler hat ja sogar von Strafwürdigkeit gesprochen.

Ich finde das fahrlässig und hysterisch, muss ich sagen. Ein Beispiel: Es wird auch immer gerne zitiert - Auschwitz-Mythos. Nun, die fahrlässige und schlampige Lektüre macht daraus, dass es nah dran ist an der Auschwitz-Leugnung. Es wird nicht begriffen, das sagt ja der Autor hier ganz deutlich, dass … Dieses Ereignis wird nicht geleugnet, es wird aber verbunden mit vor allem pädagogischen Mythen. Es wird ein Mythos daraus gemacht. Das heißt nicht, es wird geleugnet.

Das ist einfach ein Vorgang, der irgendwie ganz selbstverständlich in der politischen Kultur ist: Wir haben die Währungsreform gehabt, ein historisches Ereignis, und das ist zugleich ein Mythos der Begründung der Bundesrepublik. Oder ein harmloses Beispiel: Das Wunder von Bern, Fußballweltmeister für 1954, es wird daraus ein Mythos gemacht in einem ganz bestimmten Sinne. Man müsste … Dieses Missverständnis darf sich ja gar nicht einschleichen, dass damit das Ereignis selbst geleugnet wird.

Scholl: Jetzt hat es dieses Buch, Herr Safranski, durch die Diskussion von der Empfehlungsliste auf die Beststeller-Verkaufslisten geschafft. Wenn Sie “Finis Germania” jetzt jemand schenken würden, mit welchen Worten würden Sie das machen?

Safranski: Ich würde sagen … Erst einmal würde ich es nicht verschenken, sondern ich würde dann von Sieferle das sehr, sehr gute Buch über das Migrationsproblem schenken. Aber wenn ich jemand was dazu sage, dann würde ich sagen, und das haben leider unsere Juroren auch nicht bemerkt: Das Genre dieser Schrift sind die Nachtgedanken.

Die Moderatorin von RT Deutsch schreibt:

Dieses Buch ist so aufschlussreich. Vielleicht könnten wir den Bundestag damit versorgen?! @spdbt @GrueneBundestag @cducsubt @dieLinke

Bislang war RT Deutsch der Linkspartei recht nah gewesen. Sieferle war selber lange ein Linker. Eine Kernbotschaft, dass Sozialstaat nicht ohne nationale Grenzen geht, ist in Russland auch bei Linken eine akzeptierte Binsenweisheit, aber bei Die Linke sind Oskar und Sahra mit ihrem diesbezüglichen Sachverstand isoliert. Die Linke scheint sogar gewissermaßen Die Schlepperartei zu sein.

Manche der an der Affaire beteiligten KriecherInnen verlieren Kunden.

Fakten helfen den Falschen. Die ARD betreibt aus diesem Grund einen hauseigenen Faktenvernebler. Gerade erst retuschierten die Wir-schaffen-das-Journalisten vom Sturmgeschütz einen eigenen Artikel über das “abgehängte Viertel” Hamburg-Billbrook.

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© 2017-07-26 Hartmut PILCH