Ehrenmord gehört zu Deutschland

Faktisch sowieso, aber auch normativ

Wir brauchen islamische Werteerziehung zum Zwecke der Stabilisierung einer Unterschicht, die ansonsten zu verrohen droht, wie Bernd Lucke immer wieder feststellt. In archaischen Gesellschaften dient der Ehrenkodex der Sozialisierung. Denken Lucke und Merkel auch mal etwas zu Ende?

Der Ehrenmord gehört zu Deutschland. Faktisch sowieso, aber ein Stück weit auch normativ. Wir brauchen islamische (und jesidische etc) Werteerziehung zum Zwecke der Sozialisierung einer Unterschicht, die ansonsten zu verrohen droht, wie Bernd Lucke zuletzt wiederholt feststellte. In archaischen Gesellschaften erfüllt der Ehrenkodex unersetzbare Sozialisierungsfunktionen. Auf die Mitwirkung der großen Glaubensgemeinden kann das pluralistische Deutschland nicht verzichten, denn die Demokratie reproduziert bekanntlich nicht aus sich selbst heraus die Tugenden, von denen ihr Fortbestand abhängt, dixit Böckenförde. Daher müssen alle Glaubensgemeinden gleichermaßen besondere Wertschätzung erfahren und ihre Heiligtümer vor Blasphemie geschützt werden. Und auch dem Ehrenmord müssen wir ein Stück weit durch Kultursensibilität das Wasser abgraben. So verstehe ich Merkel und Lucke, frage mich aber, ob die ihre Dicta zu Ende denken.

“Ehrenmord” ist kein “Unwort”

Kürzlich fand jemand as Wort “Ehrenmord” gegenüber den Opfern pietätlos und suchte nach einem Ersatzwort. Im folgenden finden sich ein paar Diskussionsbeiträge aus dieser Debatte, aus sich schließlich der Gedanke ergab, dass wir den Ehrenmord eingemeinden und einhegen müssen.

Einigermaßen objektiv beschreibend wäre noch “Selbstjustizmord”. Da vollstreckt jemand Urteile, die sich aus einem parallelgesellschaftlichen Ehrenkodex herleiten, weil die offizielle Justiz diesen Kodex nicht anerkennt. Aber “Selbstjustiz” richtet sich meistens gegen Feinde außerhalb der Familie oder Wir-Gruppe. Das Besondere am “Ehrenmord” ist, dass man innerhalb der Wir-Gruppe mordet, um deren Ehre zu retten. Das etablierte Wort “Ehrenmord” lässt da an Klarheit und Kompaktheit nichts zu wünschen übrig.

Es gab auf PI News auch einmal den Versuch, bei gewissen Ehrenmorden von “Koranmord” zu reden, weil sich die Mörder gelegentlich explizit auf den Koran berufen und ihren Ehrenkodex regelmäßig auf diesen zu stützen scheinen. Mit dem Wort “Koranmord” wird dann suggeriert, es gehe nicht um die Ehre sondern um ein ganz und gar unehrenhaftes Buch. So entsteht eine politkorrekte Politinkorrektheit, antigutmenschliches Gutmenschentum, neusprechkritischer Neusprech.

Angemessener wäre es, von islamischem oder korangestütztem Ehrenmord zu sprechen. Sehr häufig kommt bei uns übrigens auch jesidischer Ehrenmord vor, der wenig mit dem Islam zu tun hat. Der Islam stützt lediglich eine etwas archaische Kultur der Scham, die zu seiner Entstehungszeit vorherrschte und in vielen Regionen der Erde vielleicht auch heute noch gesellschaftsstabilisierende Funktionen erfüllt. Auch Bernd Lucke sieht ja nicht ganz zu Unrecht den Islam als willkommenes Mittel zur Sozialisierung eines ansonsten verrohten tribalistischen Importpräkariates an. So argumentieren auch ganz vernünftig wirkende dänische Islamisten, die sich für Scharia-Viertel in Kopenhagen einsetzen.

Ehrenmord gehört zu Deutschland. In der Realität sowieso, aber auch im normativen Sinn. Wir brauchen islamische Werteerziehung zum Zwecke der Stabilisierung einer Unterschicht, die ansonsten zu verrohen droht, wie Bernd Lucke immer wieder feststellt. In archaischen Gesellschaften dient der Ehrenkodex der Sozialisierung und Stabilisierung. Aber denken Lucke und Merkel das auch zu Ende?

Ich zitierte noch Schopenhauer, der in seinen Aphorismen zur Lebensweisheit der Ehre ein Kapitel widmet und dort zwischen bürgerlicher und ritterlicher Ehre unterscheidet. Aus diesem Kapitel stammt auch Schopenhauers vielstrapazierter Spott am “Nationalstolz”. Womöglich könnte dem Verlangen nach einem pietätvollerem Wort auch leichter entsprochen werden, wenn es verschiedene Worte für die verschiedenen Arten der Ehre gäbe. Daher auch der Einwand meines Gesprächspartners:

Wenn die Masse Schopenhauer folgt, ist an dem Wort “Ehrenmord” tatsächlich nichts zu beanstanden. Schopenhauer lebte allerdings in einer Zeit, in der das Wort “Ehre” inflationär gebraucht wurde und Kritik daran mehr als berechtigt war. Stehen wir wieder vor so einer Zeit? Und auch Schopenhauer kann nicht verhindern, daß Wörter wie “ehrlich” nach wie vor positiv klingen.

Wir hadern auch heute noch mit dem Ehrenschutz, dem Recht auf persönliche Ehre, um dessentwillen Pressekammern der Landgerichte am Fließband Zensururteile fällen, die oft sehr ungerecht und gemeinschädlich sind. Unter anderem wird so informationelle Asymetrie zwischen Firmen und Verbrauchern zementiert. Umgekehrt kann Ehrabschneidung auch ein beliebtes Mittel zur Einschüchterung von Andersdenkenden und Errichtung von kultureller Hegemonie bis hin zum “Neuen Tugendterror” sein, wie er sich laut Thilo Sarrazin hierzulande immer weiter festgesetzt hat. Auch heute bedarf die Äußerungsfreiheit wohl noch immer der Einschränkung durch den “Schutz der persönlichen Ehre”.

In Russland und auch im sonstigen Osteuropa wird genau diese persönliche Ehre wohl häufiger als bei uns mithilfe von mafiöser Gewalt geschützt. Handelt es sich wirklich um eine andere Art der Ehre, je nach dem ob man sie mafiös oder gerichtlich schützt?

Man könnt nun auf die Idee kommen, dass die Ehrenmord-Ehre vor allem deshalb fragwürdig ist, weil es sich nicht um eine persönliche sondern um eine familiäre Ehre oder Clan-Ehre oder sonstige Kollektiv-Ehre handelt. Der Clan tritt die Menschenwürde seiner Subjekte mit Füßen, um sein kollektives Gesicht zu wahren.

Man könnte versuchen, mit Wörtern wie “Familienehrenmord” oder “Familiengesichtswahrungsmord” zu arbeiten. Allerdings steht der Aufblähung des Wortes kein Gewinn an Klarheit gegenüber.

Es geht ja nicht nur um Gesichtswahrung sondern auch um Durchsetzung von Familieninteressen und Gesellschaftsnormen. Ferner ist auch der Gedanke einer Kollektivehre dem deutschen Persönlichkeitsrecht nicht fremd. Geschützt wird auch die Ehre von juristischen Personen wie z.B. Familien, Firmen, Vereinen und Staaten, wenn auch in etwas geringerem Maße als die von natürlichen Personen.

Alice Schwarzer zum Islamismus: Hier irrt die Kanzlerin

Alice Schwarzer erläutert gerade in diesen Tagen kenntnisreich, wie Merkel willkürlich Trennungslinien zwischen “Islam” und “Islamismus” zieht, um ersteren eingemeinden zu können, und wie sie im Ergebnis hier und jetzt Phänomene wie den Ehrenmord eingemeindet:

Die „Trennlinie zwischen Islam und Islamismus“ definiert die Bundeskanzlerin so: „Der Islamismus findet statt, wo unter Berufung auf die Religion Gewalt angewendet wird oder zur Gewaltanwendung aufgerufen wird, um andere zu unterwerfen.“ Gesagt hatte sie dies in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Doch mit Verlaub, Frau Bundeskanzlerin: An diesem Punkt ist es bereits zu spät. Viel zu spät. Denn die Gewalt ist nur die Spitze des Eisberges des politisierten Islam, des Islamismus. Ihr geht eine ideologische Indoktrinierung voraus, der Drill der Gläubigen zur Selbstgerechtigkeit und Verachtung der „Anderen“, als da sind: Frauen, Juden, Homosexuelle, Kreative, „Ungläubige“. Dieses Schüren von Hass auf die Anderen ist die Saat der Gewalt. Mit der Kalaschnikow in der Hand geht die Saat auf.

In allen totalitären (Denk-)Systemen ist die Entmenschlichung der Anderen die Voraussetzung dafür, dass die Einen sich zu Herren über Leben und Tod der Anderen aufschwingen. Der Kadavergehorsam der Indoktrinierten beginnt in der patriarchalen Familie, in Koranschulen und in den orthodoxen oder gar islamistischen Moscheen. Und da reden wir nicht nur von salafistischen Moscheen. Wir reden unter anderem auch von den heute etwa 1000 Ditib-Moscheen in Deutschland, die finanziell wie personell von der Türkei abhängig sind. Vor der Machtergreifung Erdogans waren das Stätten eines echten Dialogs, heute weht da ein anderer Wind.

Sie zitiert dann weiter im einzelnen aus Veröffentlichungen und Reden der offiziellen Islamvertreter, die Merkel sich als Vertreter des einzugemeindenden Islams auserkoren hat, um zu zeigen, dass der Samen, der dann später als Saat aufgeht, bereits in diesem offiziellen Islam ausgesät wird.

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© 2006-02-19 Hartmut PILCH