Prodis Europa-Erzählungen

Notierenswertes am 09. Juli 2012
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In Italien kann man derzeit mit Forderungen an Deutschland gut Wahlkampf machen.

gestern

Romano Prodi: Deutschland muss Lokomotive Europas statt Schlusslicht Asiens werden

Der ehemalige Premieminister Italiens und EU-Kommissionspräsident will offenbar auf seine alten Tage Staatspräsident Italiens werden. Dazu betreibt er einen sehr aktiven Blog, auf dem meist ähnliche EU-Erzählungen (Narrative) verbreitet wie auch in Deutschland allerlei ältere Staatsmänner (Schmidt, Kohl, Schröder, Fischer) es zu tun pflegen. Prodis Argumentation ist unschlüssig, denn er zeigt selber auf, dass die Stärke Asiens nicht auf politischer Einigung beruht. Wichtig für die Politik ist aber, dass man bei jedem Text zu den Schlussfolgerungen gelangt, die ankommen. Ich gehe in der italienischen Version darauf ein, weil geopolitische Größenträume alter Staatsmänner in Italien noch immer Bewunderer finden, die mich in Diskussionen verwickelt haben.

Vielleicht hat Prodi bemerkt, dass die Bedeutung Europas für die deutsche Exportwirtschaft auf unter 60% des Exportvolumens gesunken ist und unaufhörlich weiter sinkt. Abzuziehen sind hiervon womöglich noch Target2-Forderungen, auf denen die Bundesbank irgendwann sitzen bleiben wird.

An all dem ist aber mit mehr EU-Politik nichts zu ändern. Die Wettbewerbsschwäche der europäischen Wirtschaft ist nicht darauf zurück zu führen, dass Europa in der politischen Nahrungskette der Welt zu weit gesunken wäre. Deutschland wird seinen Rest von Wettbewerbsfähigkeit auch nicht dadurch retten und ausbauen können, dass es sich als Lokomotive für die Großraum-Utopie von Ventotene betätigt, von deren Nacherzählung schon mehrere Generationen italienischer Politiker gelebt haben.


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© 2006-02-19 Hartmut PILCH