Abklingender Rausch erzeugt Entzugserscheinungen

Außer Richtwertüberschreitungen in einem 30-km-Umkreis nichts gewesen?

Je größer der Abstand zum Geschehensort ist, desto besser funktioniert das Geschäft mit Angst, Unsicherheit und Misstrauen (AUM).

Die Arbeiten in Fukushima gehen weiter. Die Süddeutsche Zeitung berichtet heute mal sachlich, ohne künstlich Angst, Unsicherheit und Misstrauen (AUM, engl. FUD) zu erzeugen.

Was diesmal die SZ dem Durchschnittsmichel vorenthält, ergänzen dafür Forenkommentatoren im Überfluss.

Um gut informiert zu sein, muss man selber ziemlich viel tun. Da ist es viel bequemer, in Angst zu schwelgen. Die beklagte “Intransparenz” ist oft einfach ein selbstverschuldeter, wenn nicht gar gewollter Mangel an Klarheit des eigenen Denkens. Ich fühle mich im allgemeinen von den japanischen Regierungsvertretern und den offiziösen japanischsprachigen Medien recht gut über Fukushima informiert und sehe keinen Grund, ihnen weniger zu glauben als unseren GAU-Leitern und AUM-Gurus. Transparenzdefizite sehe ich noch auf meiner Seite, nämlich bei meinen auf Oberstufen- und Patentdolmetscher-Niveau stagnierenden Physik-Kenntnissen.

Die durchschnittsdeutsche Fukushima-Berichterstattung lässt tief blicken. Die “Zeit” fragte letzte Woche im Leitartikel selbstkritisch mit Blick auf Fukshima: “Was tun wir da eigentlich?” Sehr schön schreibt die in München lebende Frau SAKAMOTO Miki über die vom medialen GAU verseuchte Denkweise meiner Landsleute.

Bei einer am Samstag veröffentlichten dreistündigen japanischen Podiumsdiskussion von Tepco-Mitarbeitern, Kerntechnikern und Journalisten kaum auch zur Sprache, dass in Deutschland eine weltweit einmalig verfälschende und gegenüber dem japanischen Volk verleumdende, hier und da Geringschätzung durchblicken lassende Berichterstattung stattgefunden habe. Das sagt ein Kernenergiegegner, der zugleich vor blindem Ökologismus warnt und Deutschland als dessen bemiteidenswertes Opfer nennt.

Aufmerksamkeit ist das Geld der Medienarbeit, und AUM ist eine besonders einfache Art, es zu mehren. Je größer der Abstand zum Geschehensort ist, desto besser funktioniert das. Ich frage mich, ob man nicht einmal den Deutschen Presserat mit diesem Thema befassen könnte.

[ phm | 2011 | April | 19 | Fukushima | Privat ]
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© 2011-04-19 Hartmut PILCH