Emissionshandelkonferenz der Weltbank in Köln

Beobachtungen eines Chinesisch-Simultandolmetschers
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Auf dem Mechanismus für Saubere Entwicklung des Kyoto-Protokolls beruhende Rechtstitel und Finanzderivate bilden einen recht künstlichen, regulierungsabhängigen Markt, der sich gut mit dem Patentmarkt vergleichen lässt. Hartmut Pilch berichtet von einer Konferez, für die er dolmetschte.

Haupttriebfeder des Markets sind Selbstverpflichtungen der hochentwickelten (d.h. stagnierenden) Länder, insbesondere Westeuropas, ihren Ausstoß von Treibhausgasen wie CO2 gemäß bestimmten nationalen Planquoten zu senken Von diesen Pflichten können sie sich frei kaufen, indem sie eine äquivalente Menge von Treibhausgasausstoß anderswo reduzieren. Mehr als die Hälfte der bisher gehandelten Zertifikate über reduzierte Treibhausgase sind chinesischen Ursprungs.

Die Weltbank hat in diesem Bereich allerlei wegweisende Projekte finanziert. Eine Hauptschwierigkeit dabei bestand immer darin, wie man nachvollziehbar belegt, welche Menge an Treibhausgas ohne die Rationalisierungsmaßnahmen, für die Zertifikate erteilt wurden, ausgestoßen worden wäre. Die Beweislasten wurden hier mit zunehmender Erfahrung immer höher, was zu immer längeren und unvorhersehbareren Genehmigungsprozeduren führte.

Eine andere Schwierigkeit liegt darin, dass im Laufe der Zeit trotz steigender Hürden immer mehr Zertifikate auf den Markt kamen und zugleich wegen des Auslaufens des Kyoto-Protokolls die Nachfrage nach diesen Zertifikaten sank. In China versuchen Regierungsbehörden, einen Preisverfall unter 8 EUR pro Tonne CO2 zu unterbinden, aber damit verhindern sie oft nur, dass es überhaupt zum Kauf kommt. Der Preisverfall hat einige von der Weltbank geförderte Projekte in Schwierigkeiten gebracht.

Die größte Gefahr für das System liegt im Ausleiern der Haupttriebfeder. Japan will nicht mehr so recht mitmachen. Die USA zieren sich nach wie vor. Europa schwächelt.

Das Kyoto-Protokoll läuft dieses Jahr ohne verbindlichen Nachfolger aus. An seine Stelle sind unverbindliche Selbstverpflichtungen einiger Länder gekommen. Auch China macht Anstalten, nach Innen durch eigene Vorgaben einen Emissionsreduktionshandelmarkt zu schaffen.

Artikel chinesischer Zeitschriften zeigen, dass es in China eine Interessentengemeinde gibt, die die Regierung dazu drängt, die Schaffung dieses Marktes als ein strategisches Anliegen zu betrachten. Eines der dabei eingesetzten Argumente besteht darin, den Europäern eine strategische Vision zu unterstellen. Ihnen geht es demnach nicht zuletzt auch um die Positionierung des Euro als Weltwährung des Kohlenstoffreduktionsjahrhunderts. An der Stärkung des Yuan als Welthandelswährung hat China bekanntlich insbesondere seit 2008 ein gewisses Interesse entwickelt.

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© 2007-08-19 Hartmut PILCH