Petrochemical Networking with China

Simultaneous interpreting for a difficult conference
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Chemistry Clusters give small enterprises a chance to contribute to and benefit from the strength of a region. Interregional cluster networking is at its beginning. A Chinese city was the guest of honour. Difficulties encountered by the conference were not due to interpreting.

Simultandolmetschen Englisch-Chinesisch für Chemie-Cluster-Zusammenarbeit

Es sollte ein langer Tag werden. Zahlreiche Vertreter regionaler Chemie-Regionalverbünde sollten sich in jeweils kurzen Referaten vorstellen. Ehrengast war eine Delegation einer chinesischen petrochemischen Region. Nach einem gemeinsamen Teil sollte in einem gesonderten Forum die chinesische Delegation die Hauptrolle übernehmen, ihre regionale Chemie-Industrie vorstellen und Fragen beantworten.

Ich hatte all dies zwischen den beiden Konferenzsprachen Englisch und Chinesisch zu übersetzen. Beim gemeinsamen Teil trugen die knapp 10 chinesischen Delegationsteilnehmer Kopfhörer, und ich sorgte durch wohlgeformte chinesische Sätze dafür, dass auch diejenigen Teilnehmer, die anschließend den ein oder anderen Vortrag auf Englisch hielten, diese nicht abnahmen. Am Nachmittag war mein Einsatz noch stärker gefordert, da viele der Zuhörer von meinem Englisch abhängig waren und keine Ausweichmöglichkeit hatten. Es ging gut, aber die Konferenzorganisatoren begingen einige Fehler, die verhinderten, dass es so gut ging, wie es hätte gehen können.

Zunächst hielten 3 Unternehmensvertreter fachlich detaillierte Reden, in denen sie z.B. chemische Substanzen und dafür erhaltene Zertifizierungen aus vorgefertigten Listen ablasen. In solchen Fällen blieb mir manchmal nichts anderes übrig als zu sagen, dass hier Substanzen und Zertifizierungen aus einer Liste abgelesen wurden. Die chinesische chemische Terminologie ist eigenständig. Sie verwendet nicht griechisch-lateinische sondern chinesische Wortstämme. Ich kenne sie recht gut, aber nicht gut genug, um abgelesene Listen seltener Substanzen ohne Skript simultanzudolmetschen. Der Verlust dürfte für das Publikum allerdings verschmerzbar gewesen sein. Abgelesenen Datensätzen können auch in der Originalsprache nur wenige Leute folgen.

Als es dann zu Diskussionen kam, hatte die Moderatorin keinen Kopfhörer auf dem Kopf. Statt sich einen zu besorgen, forderte sie einen der chinesischen Delegationsteilnehmer auf, zusätzlich konsekutiv zu übersetzen. Dieser Teilnehmer war ein Stadtbeamter mit relativ guten Englischkenntnissen aber kein Dolmetscher. Ich forderte mein Publikum auf, der Moderatorin einen Kopfhörer aufzusetzen, was schließlich klappte.

Allerdings kam es danach zu keiner Diskussion mehr, weil die Moderatorin nur schnell fragte, ob es Fragen gäbe und dann sehr schnell, womöglich noch bevor die Frage übersetzt war, feststellte, dass es solche nicht gäbe. Am Morgen hatte sich angesichts des dicht gedrängten Programms eine Methode zur Verkürzung aller Vorträge und Diskussionen etabliert, die am Nachmittag dann zum Hindernis wurde. Die Delegation durfte dann 2 Stunden früher als geplant die Messe verlassen. Die Gelgenheit zu einem Einkaufsbummel war ihr sicherlich willkommen, aber sie hatte das Angebot zu einer ausgiebigen Diskussion durchaus ernst gemeint, und die Voraussetzungen dafür wären vorhanden gewesen.

Lektoren stolpern bei Übersetzungen aus dem Japanischen über Partizipien

Ein Übersetzungsbüro, das Übersetzungen gegenliest, um eine ISO-Norm zu erfüllen und seinen Kunden somit besonders hochwertige Übersetzungen zu liefern, monierte eine Übersetzung aus dem Japanischen, die ich abgeliefert hatte.

“Dabei ist das Gewicht betreffend durch Einfüllung der Werte aus der beigefügten Tabelle 4 zu antworten.”

Hier wolllte der Kunde unbedingt “antworten” zu “beantworten” geändert haben. Aber grammatisch richtig ist nur ersteres.

“Konstruktionsüberprüfungszeichnungen (einschließlich die Zusammenfügung mit dem Bestehen betreffende Zeichnungen)”

Hier fragte der Kunde, ob etwas fehlt. Nein, es geht um Zeichnungen, welche die Zusammenfügung mit dem Bestehenden betreffen.

Die von uns bereitgestellten Angebotsanfragen, Spezifikationen, Blätter, technischen Unterlagen und in Bestellungsschreiben verzeichneten Inhalte sowie die Inhalte von Spezifikationsbesprechungen dürfen nicht an Dritte durchsickern gelassen werden.

Der Kunde wollte, dass “gelassen werden” gestrichen wird. Es klingt wirklich etwas seltsam. Aber eine Übersetzung, die den logisch-rechtlichen Zusammenhang eines technisch-juristischen Textes richtig wiedergibt, muss seltsamen Klang aushalten.

“Keramikplanen sind anfragerseitig bereit zu stellen.

Ziegelkonstruktion derart, dass den Zeichnungen entsprechend Geformtes eingerichtet werden kann.”

Gefragt wurde, ob hier etwas fehlt. Nein, keineswegs.

Es handelt sich wieder um eine Partizipialkonstruktion Diesmal ist sie um das Verb “entsprechen” herum gebaut. Vorher war das Verb “betreffen”. “Lateiner” hätten damit keine Schwierigkeiten gehabt. In neudeutscher Stilistik geschulte Texter stehen hingegen auf dem Schlauch.

Partizipialkonstruktionen braucht man, um japanische Schachtelsätze nah am Wortlaut und ohne Einführung syntaktischer Mehrdeutigkeit wiederzugeben. Aber wenn immer weniger Leute die überkommenen grammatischen Konstruktionsregeln verstehen, muss man sich natürlich fragen, ob man es noch wagen kann, japanische Schachtelsätze nah am Wortlaut und in unmissverständlicher Weise zu übersetzen. Sprachkultur funktioniert nur auf der Ebene, auf der es Rezpienten gibt. Es handelt sich hier um ein schönes Beispiel für Sprachverfall. Vielleicht steht diesem Verfall wie bei einer Häutung anderswo ein Aufbau gegenüber. Das ändert aber nichts an dem Befund. Bei diesem Thema herrscht ein Mangel an solider Argumentation. Die meisten Diskutanten, insbesondere auch Linguisten, befassen sich nicht mit den Fähigkeiten der Sprache zum Ausdruck komplexer verschachtelter Beziehungsverhältnisse. Unter anderem diese sollte man aber zugrunde legen, wenn man eine Sprachkultur zu messen versucht. Und wer sie nie zu messen versucht, kann auch nicht behaupten, sie könne nicht verfallen.

Der Kunde ließ sich in diesem Fall immerhin überzeugen und hat inzwischen einen Folgeauftrag erteilt.

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© 2007-08-19 Hartmut PILCH