A2E Ostasien-Sprachendienste Mai 2012

Entwicklungen diesen Monat
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Hier versuchen wir einen Überblick über unsere Arbeit am Thema A2E Ostasien-Sprachendienste im Mai 2012 zu schaffen.

Podiumsdiskussion Walraff Huang Kupfer am Konfuzius-Institut Frankfurt

weitgehend zweisprachiges publikum, viele hören aus neugier meinem simultandolmetschen zu, ein junger sinologe führt nachher aus dem stegreif mit mir ein geradezu journalistisch anmutendes befragungsgespräch.

wie geht man mit idiomen (cheng2yu3) um?

manche zuspitzungen kamen im original so nicht vor (beipsiele “journalisten als halbgötter”) oder wurden vom dolmetscher vorweggenommen. wie wichtig ist originaltreue?

verstehe nichts von theorie, konzentriere mich auf schicksale marginalisierter menschen wehrdienst verweigert, bei bundeswehr queruliert, als geistesgestört eingesperrt Hajo Friedrich unterstützte mich damals ganz parteiisch. Sein Zitat bezüglich Standpunktlosigkeit des guten Journalisten wird gerne von den Falschen zitiert, wenn die ihre Standpunktlosigkeit rechtfertigen wollen. Reportagen von Unterdrücktenstandpunkt aus führen in enge persönliche Freundschaft mit Unterdrückten, die noch lange nach der Recherche weiter bestehen. Protest gegen Wulff-Hetze der Bild-Zeitung: wer am Boden liegt, auf den darf man nicht weiter einschlagen, auch wenn er Präsident ist (Applaus) Bin sozialdemokrat mit anarchistischen neigungen, stehe immer auf der seite der schwachen, nie auf der seite der machthaber, auch nicht wenn sozialdemokratisch Vor 1989 mochten wir leider uns nicht für menschenrechte der Bürger sozialistischer Länder einsetzen, weil das den Rechten genutzt hätte. 1989 war eine Befreiung, weil das Blockdenken, das uns behinderte, endete. Jetzt gibt es manchmal noch ähnliches Blockdenken, wenn manche Freunde sich nicht für die Unterdrückten islamischer Länder einsetzen wollen. china immer mächtiger und selbstbewusster, sinologen ebenso wie islamwissenschaftler immer speichelleckerischer Es sollte uns egal sein, ob irgendwelche geheimdienste oder sonstige finstere mächte Chinas Regierung aus den falschen Gründen angreifen, denn sie wird sowieso viel zu wenig angegriffen. wir müssen weltbürger werden und nationalstaaten ebenso wie gruppenidentitäten aller art insbesondere religionen hintanstellen, brauchen weltethos was war noch mal die frage?

Vierte Gewalt quasi Halbgötter Erdbeben erzeugte Illusion

Städteplaner-Podiumsdiskussion am Konfuzius-Institut

Der Oberbürgermeister von Changchun stellte Albert Speer in einem intensiven 90-minütigen Privatissimum (via Dolmetscher) viele schwierige Fragen, die er teilweise erst nachträglich schriftlich beantworten konnte.

Eine Frage betraf die Integration von einwandernden Landarbeitern in die Stadt. Wie verhindern wir, dass die Bauern in den städtischen Wohnungen wie gewohnt ihr Vieh halten?

In seiner nachträglichen Antwort empfiehl Albert Speer, aus dem deutschen sozialen Wohnungsbau zu lernen.

Als Dolmetscher war ich an dieser Stelle unzufrieden.

Warum sollte gerade der soziale Wohnungsbau bei der Sozialisierung helfen? Wer Wohnraum als billige Leihgabe von Vater Staat bekommt, wird diesen doch kaum pfleglicher behandeln? Von welchen Erfahrungen redet hier Herr Speer? Warum stellt der Bürgermeister überhaupt? Chinesische Städte haben doch das Recht, unregistrierte Einwohner zurückzuschicken! Hat hier nicht der Dolmetscher vielleicht etwas ausgelassen?

Nein, meine Übersetzung war an dieser Stelle vollständig und verlief auch sonst weitgehend verlustfrei und kam, wie mir das Publikum aus Sinologen und Architekten einschließlich Herr Speer bestätigte, lebendig und gut verständlich herüber.

Aber Herrn Speers Rede genügte an dieser Stelle nicht meiner internen Plausibilitätsprüfung.

Für den Gesprächsverlauf ist es in so einem Fall besser, die Aussage des Redners weiter zuzuspitzen, damit sie nach einer Nachfrage dann präzisiert werden kann. Am meisten fürchte ich logisch schlecht geformte Aussagen, mit denen man so wenig anfangen kann, dass niemand nachfragt.

Nach 30 Jahren Reform- und Öffnungspolitik wohnen heute nahezu 50% statt damals 20% der Chinesen in Städten. Dank der Zuständigkeitsverteilung zwischen zentraler und regionalerverwaltung kommt es zwischen diesem zu einem interessanten Tauziehen, bo2yi4, genauer gesagt Spiel im Sinne der Spieltheorie. In Anting, der deutschen Siedlung vor den Toren Shanghais, die Speer entwerfen durfte, stehen viele Häuser leer und verrotten.

Auf jeden rechtmäßigen Einwohner Shanghais entfallen inzwischen 13 qm Grünfläche. Das ist viel weniger als jeder Frankfurter genießt, aber viel mehr als früher. Die Städteplanung hat vieles erreicht, um die Lebensqualität und die Städte aufzuwerten. So auch in der “mittelgroßen” 10-Millionen-Stadt Suzhou, wo Frau Zhou daran arbeitete, einen in 2800 Jahren nie verwüsteten labyrinthartigen Stadtkern weiter zu entwickeln und zu einer Regenerationsquelle für die Einwohner zu machen.

Beim Abendessen mit den Rednern, Architekten und Sinologen meinten einzelne Gesprächsteilnehmer, das chinesische System der regionalen Einwohnerschaft (hukou) sei veraltet und müsse zugunsten nationaler Freizügigkeit aufgegeben werden. Ich meinte, zumindest für die Hauptstadt Beijing sei das kaum praktikabel und stellte Frage in den Raum, ob die Einführung der deutschlandweiten Freizügigkeit und Niederlassungsfreiheit für die deutsche Landbevölkerung im 19. Jahrhundert wirklich eine weiterempfehlungswürdige Maßnahme und nicht etwa speziellen damaligen deutschen Umständen geschuldet war, die schon bei der EU-Personenfreizügigkeit heute in fataler Weise ihre Grenzen zeigen. Statt bedingungsloser Menschenrechte brauchen wir heute eine Stärkung des Gesellschaftsvertragsgedankens und damit der Gemeinden, die nur dann die Früchte ihres Wirtschaftens ernten können, wenn sie frei entscheiden können, welche Neubürger sie akzeptieren.

Wie auch schon bei früheren Gesprächen mit einer Bürgermeisterdelegation der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) stieß diese Sichtweise bei den regionalen Politikern und Politberatern auf eine diffuse Zustimmung. Die Debatte verdeient weitere Vertiefung.

Vortrag am Konfuzius-Institut: Neuer Feminismus in China

Prof. Chen Yan freut sich, dass aus dem Femininismus (nyu3xing4zhu3yi4) ein Feminjurismus (nyu3quan2zhu3yi4) wird.

Junge Frauen bilden Blitzmeuten (kuai4shan3dang3, Flashmob), die in Innenstädten auf Unbill, die ihren Geschlechtsgenossinnen widerfährt, aufmerksam machen.

Die Ein-Kind-Politik hat zu einem Männerüberschuss geführt, der von Studien und Regierungsstellen für einen Anstieg von Prostitution und Vergewaltigungsdelikten verantwortlich gemacht wird. Frau Chen fügte Verweise auf die Quellen der Behauptung in ihren Vortrag ein, nachdem ich zuvor beim Frühstück danach gefragt hatte.

Je stärker der Männerüberhang, desto giftiger redet man in der breiten Öffentlichkeit von “übriggebliebenen Frauen” (sheng4nyu3), d.h. der hochqualifizierten Frau Doktor, die mit 30 dringend unter die Haube kommen muss, um nicht zu einer schrulligen Alten Jungfer zu werden. Von der Torschlusspanik sind vor allem die Eltern, die auf dem Volksplatz in Shanghai eine Altjungfernbörse aufgemacht haben und ihre Töchter bisweilen nahezu an den Erstbesten verloben möchten.

Frau Chen referierte von vielen Phänomenen, die geeignet sind, feministische Empörung über Ungleichheit zu schüren.

Allerdings ergab sich aus ihrem Vortrag auch, dass gerade die Ein-Kind-Politik für eine Aufwertung der Frauen geführt hat.

Während in Mehrkindfamilien die Schwestern die Brüder fördern und durchzufüttern helfe, konzentriert sich in Ein-Mädchen-Familien alle Anstrengung auf die Tochter.

Zwar teilt der Volksmund die Menschen in drei Geschlechter ein: Mann, Frau und Frau Doktor. Aber auch Frau Doktor Chen fand einen akademisch weniger qualifizierten Mann, der bösen Zungen zufolge einem wachsenden vierten Geschlecht angehört, das die mit der Familienvaterverantwortung heute zunehmend einhergehenden Risiken scheut und daher auf starke Frauen setzt.

Der Vortrag und die Diskussion liefen durch mein Simultandolmetschen sehr lebendig. Das Dolmetschen ernte allerlei schwärmerische Kommentare der Veranstalter und anderer anwesender China-Experten.

Computerspiel-Praktikanten müssen Japan lieben

Wer bei in der Firma des Spieleregisseurs KOJIMA Hideo (Director Kojima, Kojima Kantoku) ein Praktikum machen möchte, muss die japanische Kultur lieben. Andernfalls fehlt ihm das Durchhaltevermögen.

Das sagte der Regisseur Kojima, der Schöpfer von Metal Gear, einem Spiel, das seit den 80er Jahren immer weiter wuchs und dabei Persönlichkeiten und Geschichten entwickelte.

Zum 25ten Geburtstag von Metal Gear dolmetschte Hartmut Pilch die Gespräche von Regisseur Kojima mit der Frankfurter Spiele-Akademie sowie Journalisten von Zeitungen und Fernsehen und Branchenkollegen.

An der Akademie fehlte es nicht an Studenten, die bereits im Geiste des Regisseurs die japanische Sprache erlernt und sich intensiv mit japanischen Spielen beschäftigt hatten.

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