Sprachwächter wollen Asylkritik konsequenter stigmatisieren

“Asylkritiker” sollen “Fremdenfeinde” und “Rassisten” heißen

Mit der Deutschen Presseagentur geloben führende Medien, diejenigen Bürger, die auf der Straße ihre Unzufriedenheit über eine zu großzügige Asylpolitik bekunden, künftig nicht mehr in neutral-sachlicher Diktion als “Asylkritiker” bezeichnen zu wollen. Dies hatten Sprachreglungsaktivisten wie der “Linguist” Anatol Stefanowitsch gefordert.

Deutsche Pasdaran-Ableger (DPA) tilgen “Asylkritiker” aus Sprache der BRD

Die Deutsche Presseagentur (DPA) und andere Medien wollen entsprechend statt “Asylkritiker” künftig “Fremdenfeinde” oder “Rassisten” schreiben. Froben Homburger zwitschert

dpa wird die Teilnehmer an Protesten und Angriffen gegen Flüchtlinge künftig nicht mehr als “Asylgegner” oder „Asylkritiker“ bezeichnen.

dpa wird stattdessen die Teilnehmer und deren Motive oder Gesinnung in jedem Einzelfall möglichst konkret benennen.

Medienaktivisten, darunter der in solchen Fällen stets als “Linguist” geschätzte Berliner Anglistikprofessor Anatol Stefanowitsch, forderten in diesen Tagen ähnliches oder noch weiter gehendes. Als “Asylkritiker” sollen demnach allenfalls Akademiker bezeichnet werden, die mit ausgefeilten juristischen Argumenten Kritik an Rechtsdogmen üben. Protestierer und Demonstranten aller Art müssen hingegen als “Rassisten” oder ähnliches bezeichnet werden. Es dürfe nicht sein, dass die Gesinnungsdelinquenten der verdienten sozialen Ächtung entgehen. Alles, was den Zweck der Ächtung verfehle, sei Beschönigung. Hier stünden die Medien in der Pflicht. So etwa argumentiert Stefanowitsch. Es ist zu erwarten, dass die üblichen Leitmedien dem DPA-Standard nacheifern und viele ihn zu übertreffen suchen werden. In der Tat wurde Stefanowitsch sogleich von weiteren GEZ-Sendern und der Sächsischen Zeitung als wissenschaftliche Autorität zur Einführung der neuen Sprachregelung befragt.

Hartmut Pilch kommentiert:

“Linguist” ist bei Stefanowitsch eine Verharmlosung. “Sprachwächter” oder “Neusprech-Aktivist” wäre genauer. Das jedenfalls kommt heraus, wenn man seine Logik auf ihn selbst anwendet.

“Asylkritiker” ist lediglich das nächstbeste Wort, mit dem man ohne Schaum vor dem Mund dem gemeinsamen Merkmal der Protestierenden Rechnung trägt. Die sind nämlich alle mit der Asylpolitik unzufrieden, also als “Asylpolitikunzufriedene” oder eben, der Einfachheit und Nüchternheit willen, “Asylkritiker” zu bezeichnen. Dass man bei der Wortbildung Kompromisse mit Formerfordernissen macht, versteht jeder Sprecher und erst recht jeder echte Linguist.

Stefanowitsch prägte vor ein paar Jahren das Wort “Sprachnörgler”, um Mitbürger zu verspotten, die Hinblick auf Anglizismen einer höheren Schamschwelle das Wort reden. Wenn es Stefanowitsch um Objektivität ginge, hätte er heute auch das Wort “Asylnörgler” vorschlagen können. Aber ihm geht es offenbar um maximale Ausgrenzung des politischen Gegners. Als Linguist ist er auch diesmal nicht unterwegs.

Die von unseren Leitmedien hofierten Sprachwächter arbeiten einerseits konsequent für die Verwahrlosung der deutschen Sprache durch Anglizismen und andererseits für die Entwicklung einer “hölzernen Sprache”, wie George Orwell, Viktor Klemperer und Alexander Solzhenitsyn sie beschreiben. Nach der “Lingua Tertii Imperii” gibt es auch schon die Sprache der BRD. In diesen Tagen ist die Verholzung und Verknöcherung des leitmedienamtlichen Buntsprechs dank Stefanowitsch und DPA weiter vorangeschritten. Allerdings hat das Asylunrecht womöglich den Punkt überschritten, ab dem solche Bemühungen nach hinten losgehen.

Es ist aber zu befürchten, dass die meisten Zeitungen der neuen Sprachregelung brav folgen werden.

Beatryx Chabeso Pirchner kommentiert:

Jeder Vorbehalt allein schon macht einen zum Feind. Nicht einmal angedacht darf werden. Die stigmatisierenden Warntafeln schießen bereits Lichtjahre vor dem kritischen Denkprozess aus dem Boden der neuen fanatischen Rechtsschulen. Mullah Stefanowitsch & Co.- unsere Pasdaran.

Über die Pasdaran schreibt Wikipedia:

Seit den Protesten der iranischen Opposition gegen die manipulierten Präsidentschaftswahlen im Juni 2009 streben die Revolutionsgarden zudem danach, die Kontrolle über den Medien- und Telekommunikationssektor massiv auszuweiten: Im Oktober 2009 kaufte das von den Pasdaran kontrollierte Firmenkonsortium Etemad-e-Mobinein 50 % der Aktien der iranischen Telekommunikationsgesellschaft (TCI) für 5,3 Milliarden Euro von der Regierung, wodurch die Paramilitärs eine effektive Kontrolle über das nationale Festnetz, alle iranischen Internet-Provider sowie zwei Mobilfunkgesellschaften erhielten. Bis März 2010 ist die Gründung einer eigenen Nachrichtenagentur der Revolutionsgarden unter dem Namen „Atlas“ geplant.

Experten zufolge steht schon heute die iranische Nachrichtenagentur Fars News Agency (FNA), die für ihre regimefreundliche Propaganda und Desinformation bekannt ist, unter dem Einfluss der Revolutionswächter: sie lehnt sich in Wortwahl und Sprache stark an die Pasdaran-Wochenzeitschrift Sobh-e-Sadegh an, die Fars-Redaktionsleitung und führende Redakteure sind alle frühere Kommandeure der Pasdaran, die Geschäftsräume von Fars in Teheran sind Eigentum der Garden. Der Einfluss der Garden bei Fars soll besonders während der Amtszeit Präsident Ahmadinedschads massiv zugenommen haben, was sich auch in der Entlassung unabhängiger Reporter äußerte. Offiziell bestreitet Fars nach wie vor, von der Regierung oder den Pasdaran kontrolliert zu werden.

Die Revolutionsgarden sind es auch, die in “breiten Bündnissen” Gegendemonstrationen gegen diejenigen organisieren, welche echte Volksinteressen artikulieren. Womöglich steht “DPA” für “Deutscher Pasdaran-Ableger”.

Eskalation am Endpunkt angelangt?

Hans Heckel merkt an:

Woran man erkennt, dass ein Krieg verloren zu gehen droht? Am ehesten an der Sprache der angehenden Verlierer: Je deutlicher sie ihr Ende vor Augen haben, desto aggressiver wird der Ton, pompöser der Anspruch und vor allem: desto abstruser die Verteufelung des Feindes.

Die Deutsche Presse-Agentur (dpa) lässt hören, dass sie bei Protesten gegen „Flüchtlinge“ künftig nicht mehr von „Asylgegnern“ oder „Asylkritikern“ schreiben will, sondern viel schärfer von „Fremdenfeindlichkeit“. Dass die allermeisten Menschen nicht einmal gegen das Recht auf Asyl, sondern gegen seinen massenhaften Missbrauch protestieren, hatte im Krieg der Worte schon bisher keine Bedeutung. Ab sofort aber ist nicht einmal die falsche Bezeichnung „Asylgegner“ mehr tödlich genug, nun wird kurzer Prozess gemacht: Rassist!

Es geht noch krasser. Der Talkshow-bekannte Autor Sascha Lobo fordert auf „Spiegel-online“: „Nennt sie endlich Terroristen!“ Wen? Die mutmaßlich gerade aus Syrien und dem Irak einsickernden IS-Schläfer? Nein: Er meint angeblich „Leute, die Flüchtlingsheime anzünden“, redet in seinem „Terrorismus“-Beitrag aber von Menschen, die sich lediglich in mehr oder weniger appetitlichen (und teils tatsächlich widerlich rassistischen) Ergüssen im Internet über Ausländer und Asylanten auslassen, nicht über Brandstifter.

Erkennen Sie den Trick? Ob dpa oder Lobo, beide geben vor, die Sache „wahrheitsgetreuer“ benennen zu wollen. Das aber hieße auf alle Fälle, die Leute und ihre Anliegen differenziert zu betrachten. Genau das aber wollen beide nicht, stattdessen gilt: „Hau drauf auf alles, was Unbehagen äußert über die Zuwanderungspolitik.“

Damit kriegen wir die alle klein. Indes: Und wenn nicht? Was ist, wenn das Trommelfeuer abprallt, wenn die deutschen „Terroristen“ dem Dauerbeschuss trotzen und weiter ihre Meinung sagen?

Dann müssen wir eben einen Gang zulegen. Sibylle Berg hat Lobos Artikel gelesen und macht die Sache, ebenfalls auf „Spiegel-Online“, rund: „Gegen Ausländerfeinde helfen keine Artikel mehr“, stellt sie fest und kommt zu dem atemberaubenden Schluss: „Möglicherweise ist die Demokratie an einem Endpunkt angelangt.“

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© 2015-08-06 Hartmut PILCH